"Du'chen"


In der Großstadt durch die Menge
ging ich hin in dem Gedränge
jüngst auf einem eil'gen Gang,
als es in das Ohr mir klang:
"Hör mal, Du'chen!"
Wer so sprach, gleich nahm ich's wahr,
just vorüberging ein Paar,
Mann und Frau, an mir, zum Mann
sprach die Frau, die so begann:
    "Hör mal, Du'chen!"

 
"Du'chen" - gleich  füg ich's  hinzu
ist Verkleinerung von "Du".
Also drückt man gern sich aus,
wo mir stand mein Vaterhaus,
oben an dem Ostseestrande,
dort in meinem  Heimatlande,
wo der Menschen Sprache
so traulich klingt wie nirgendwo
sonst auf Gottes weiter Welt,
und mir drum so sehr gefällt.
Dorther müssen sein die zwei,
dacht' ich, die da geh'n vorbei
 
 

Augenblicklich vor mir stand
mein geliebtes Heimatland,
Korngefilde, Meer und Wald
und die Stadt, ehrwürdig alt,
alles hell im Sonnenlicht
und manch liebes Angesicht.
Alles dieses nahm ich wahr,
und als lange schon das Paar
im Gedränge sich verloren,
klang es noch mir in den Ohren:
   "Hör mal, Du'chen!"

 

 
 

Der Bowke

 

 
Denk' Danzig's ich, der Vaterstadt, 
Die soviel Trautes an sich hat, 
Dann immer ins Gedächtnis kommt 
Mir wieder, im Erscheinen prompt, 
    Der Bowke.

Der Bowke ist ein pfiff'ger Wicht, 
Besser ist's man traut ihm nicht. 
Er bummelt gern umher und glaubt, 
Ein jeder Kniff sei ihm erlaubt, 
    Dem Bowke.


 

 
Doch ist der Danzger Bowke auch 
Ein Schmeichelwort im Sprachgebrauch, 
Wie es "du Schelm!" heißt anderwärts, 
Sagt man zum Kinde dort im Scherz: 
    "Du Bowke!"

0 war das nett und klang so süß, 
Wenn man das Kind ein' Bowke hieß! 
Ich wollt', ich würde nochmal klein, 
Nur, um noch einmal dann zu sein 
    Ein Bowke!

Johannes Trojan  (1837 - 1915)