Unvergessene Heimat - DANZIG -
Wer Danzig kannte liebte die Stadt, und wer hier geboren wurde trägt für immer ihr Bild im Herzen.
Wer die Kindheit in ihren Mauern verbrachte. dem scheint sie unzerstörbar in ihrer Schönheit zu sein , wie alle Erinnerungen.
In den engen Gassen, wo Schuster und Kunstschlosser, Pferdehändler und ausgediente Soldaten wohnten, war das Paradies mancher Kindheit. In der Beutlergasse zum Beispiel standen sich die Häuser so dicht gegenüber, daß man meinen konnte, es müsse möglich. sein, sich durchs Fenster von einer Seite zur anderen die Hände zu  reichen. Am Ende der Gassenschlucht, deren Grund kaum ein Sonnenstrahl erreichte, erhob sich himmelaufragend der Turm der Marienkirche. Danzig, das "Venedig des Nordens", hatte in ihr die größte protestantische Kirche der Erde.
In der Langgasse konnte man das Haus des Ratsherrn Johann Uphagen besuchen und sehen, wie die reichen Danziger im 18. Jahrhundert lebten. Da war alles wohl erhalten: der mit rotem Samt tapezierte Empfangssaal, das Musikzimmer, das Speise- und Schlafzimmer ---in wunderschönem Rokoko - und die Wirtschaftsräume.
 

In der Hansezeit hatte die Stadt eine bedeutende Rolle gespielt. Was für New York die Freiheitsstatue, für Kapstadt der Tafelberg oder für Hamburg der "Michel" ist, das war für Danzig das Krantor.
Und hier, an der Krantorfähre, konnte man das Leben greifen in den Hunderten, den Tausenden, die sich übersetzen ließen: Arbeiter und Matrosen, Hausfrauen und Händler, Zöllner und Stauer. "Paulchen von der Krantorfähre", das altbekannte Original, hatte dies Geschäft in der Hand. Hier an der Langen Brücke traf man auch die Schauchen suchenden Schauerleute, wie sie alle Tage ein paar Stunden am Geländer standen und auf Arbeit warteten. In aller Ruhe, in philosophischer Gelassenheit. Sie gaben das Vorbild ab für zwei lokale Berühmtheiten: Bollermann und Welutzke. Auch wenn sie nicht wirklich existierten, so waren sie doch Mottlauspucker wie die Schauerleute dort und nahmen das Leben mit dem gleichen lässigen Humor hin.
Am Hafen standen die endlosen Zeilen der Speicher auf ihren eigenen Inseln. die so seltsame Bezeichnungen führten wie: "Graue Gans", "Roter Lau", "Engel", "Milchmagd", "Pelikan" und "Elephant". Schiffe aus aller Herren Ländern trugen den Hauch der Ferne bis in die Stadt.
 

Die großen Gassen der Rechtstadt dem ältesten Stadtbezirk Danzigs - und der Altstadt liefen mit den vielen Wassertoren, vom Kuhtor und grünen Tor bis zum Häker-, Tobias-, Kohlen- und Rähmtor, auf die Lange Brücke aus. In diesen Gassen, der Frauen-, Heiliggeist -oder Johannisgasse, gab es baumüberschattete Beischläge und herrliche Portale. Die Häuser trugen figurengekrönte Giebel: antike, Götter und Halbgötter, Engel, Ritter und phantastische Tiergestalten. Vom Turm der Marienkirche bot sich ein unvergleichlicher Blick über die Dächer von Danzig hinweg auf den schimmernden Lauf der Mottlau, und der Wind trug den leichten Salzhauch der Ostsee, die man in der Ferne ahnte.
 


Aufnahmen von Danzig vor 1939


 
 
 

Hotel "Danziger Hof", Hohes Tor und Stockturm
 
 
 
 
 

Heilige-Geist-Gasse
 
 
 
 
 

Das Grüne Tor a.d. Mottlau
 
 

Beutlergasse
 
 
 


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HHolzmarkt.
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Langgarten, St. Barbara Kirche und Milchkannenturm

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März 1945.
Zerborsten, zerglüht, tot ist die Stadt!
Wer es überlebt hat, dort im Inferno oder irgendwo nach der Vertreibung,
der weiß Danzig, sein Danzig ist für immer untergegangen!
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Jopengasse 1945
 

Oft aber, in Träumen und in der wachen Erinnerung geht er fortan durch die Gassen der Kindheit,
läuft über den Strand, steht auf dem Seesteg, durchwandert die Wälder, erlebt seine Heimat  und ihre
Menschen, Vergangenes, Verlorenes! Wenige hundert Kilometer entfernt die Weichselniederung, aber
ferner als andere Kontinente!
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Am 30. März 1945, kurz vor Kriegsende wird die deutsche Stadt Danzig durch Dekret der polnischen Regierung,
dem polnischen Staat als GDANSK eingegliedert. Polen hat nach der totalen Zerstörung,  Altstadt und Marienkirche,
die  historischer Bürgerhäuser und die Hafenanlagen ähnlich ihrer alten Gestalt wiederaufgebaut.

Das Danzig unserer Erinnerungen aber tragen wir in uns!